Praxiskurs für Sondengänger_am 15. November 2014

Bad Gandersheim, Ortsteil Harriehausen. Am 15. November fand ein weiterer Praxiskurs für Sondengänger statt. Geleitet wurde der Kurs von der Kreisarchäologin Dr. Lönne die momentan das historische Schlachtfeld am Harzhorn ausgräbt. Weiterhin waren Dr. Flindt von der archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Osterode sowie Prof. Dr. Jöns vom Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshafen, der den Kurs ebenfalls organisiert hatte, anwesend. 

Die Vor- bzw. Nachbesprechung sowie die Mittagspause fanden im Gasthof Kupp in Harriehausen statt. Bei zunächst noch nebligem Wetter konnten die 15 Teilnehmer eine Fläche am Ortsrand untersuchen. Dazu wurde ein 50x30 m großes Netz aufgespannt und entsprechende 10x10 m Parzellen abgeteilt. In enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten konnten die Teilnehmer in verschiedenen Schritten das optimale Vorgehen bei der Feldsuche erleben. Dazu wurden zunächst Scherben und andere nicht-metallische Objekte eingesammelt und untersucht. Dann wurden die einzelnen Parzellen sorgfältig mit dem Detektor abgesucht und entsprechende Fundstellen markiert. Im Anschluss wurden die Funde begutachtet und entsprechende relevante Fundstücke mittels eines GPS-Gerätes eingemessen. Die jeweilige Dokumentation erfolgte auf speziellen Fundzetteln. 

Zum Abschluss hielt Hendrik Altmann, von der Sondengänger-Gemeinschaft Allertal, einen kurzen Vortrag über die Verwendung von Kartenlayern in Google Earth

Der Kurs richtete sich vorwiegend an solche Teilnehmer, die bereits Erfahrung auf diesem Themengebiet besitzen. Gemeinsam mit dem theoretischen Qualifizierungskurs stellt der Praxiskurs eine wesentliche Voraussetzung zur Beantragung einer Suchgenehmigung dar. 

Seit dem ersten Praxiskurs, der im Dezember 2013 in Offensen bei Celle stattgefunden hatte, konnte der Kurs erfolgreich optimiert werden, so Prof. Dr. Jöns. Das dürften auch die Teilnehmer des aktuellen Kurses gemerkt haben - auch der Aufbau des "Such-Netzes" klappte innerhalb weniger Minuten. 

Insgesamt ist das Thema "Sondengehen" hochrelevant und aktuell. Nie zuvor gab es so viele, die dieser Beschäftigung in ihrer Freizeit nachgehen. Leider ist es mit dem Metalldetektor nicht möglich nicht-metallische Funde zu orten. Solche Spuren können dementsprechend gefährdet sein oder sogar verloren gehen, wenn ein Eingriff in den Boden erfolgt und metallische Funde entfernt werden. In Niedersachsen gibt es die Möglichkeit dem Hobby legal nachzugehen. Das niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege bietet in diesem Rahmen entsprechende Kurse an, um Sondengänger theoretisch und praktisch anzuleiten. 

Ob nun Hobby-Sucher, oder ambitionierte Heimatforscher - das Kursangebot für Sondengeher ist in jedem Fall empfehlenswert. 


Über folgenden Linkt ist das Video zum Praxiskurs verfügbar: 



Bild: Zusammenbauen der Detektoren. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Abrollen des Such-Netzes. Quelle: H. Altmann. 



Bild: Absuchen von nicht-metallischen Fundobjekten. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Absuchen von nicht-metallischen Fundobjekten. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Suche mit dem Metalldetektor. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Suche mit dem Metalldetektor. Quelle: H. Altmann. 



Quelle Bericht: H. Altmann. 

Fundausstellung

Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 



Offensen. Am Sonnabend, den 25. Oktober fand im Dorfgemeinschaftshaus Offensen-Schwachhausen eine Fundausstellung der Sondengängergemeinschaft Allertal statt. Die Aussteller, welche als genehmigte Sondengänger Feldfunde mit dem Metalldetektor im Landkreis bergen dürfen, zeigten eine umfassende Auswahl ihrer Fundstücke. In einem begleitenden Vortrag erläuterte Hendrik Altmann die Hintergründe und Probleme des Themas „Sondengehen“. Die Veranstaltung wurde sehr gut angenommen – insgesamt rund 70 Besucher bestaunten unterschiedlichste Fundstücke. Die Vielfalt umfasste beispielsweise einfache Gürtelschnallen aus der Zeit um 1650, Münzfunde sowie mittelalterlichen Fibeln (Gewandschnallen).



Dass hinter dem Thema „Sondengehen“ mehr steckt, als das bloße Ausgraben von metallischen Objekten, wurde ebenfalls im Vortrag von Hendrik Altmann deutlich. Die gute Kommunikation zwischen Sondengängern, Archäologen und Denkmalbehörden ist wichtig, damit keine Informationen verloren gehen und Fundzusammenhänge erhalten bleiben. Die Celler Sondengänger unterstützen regionale Projekte, wie beispielsweise die laufenden archäologischen Untersuchungen in Altencelle durch Frau Dr. Lohwasser.

Ob die Fundausstellung, welche in die erste ihrer Art im Landkreis Celle war, wiederholt wird, ist noch nicht sicher. Vielleicht ergeben sich weitere Möglichkeiten derartige Feldfunde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.




Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 


Bild: Vortrag Hendrik Altmann. Quelle: K. Achten. 


Bild: Publikum. Quelle: K. Achten. 


Bild: Publikum. Quelle: K. Achten. 


Bild: Funde (R. Brandes). Quelle: K. Achten. 



Bild: Funde (W. Hoehne). Quelle: K. Achten. 


Bild: Funde (Hendrik Altmann). Quelle: K. Achten. 



Fundausstellung der Sondengängergemeinschaft-Allertal

Am Samstag den 25. Oktober findet im Dorfgemeinschaftshaus Offensen eine Fundausstellung statt. Zertifizierte Sondengänger aus der Gegend präsentieren ihre spannenden, historischen Feldfunde und Hendrik Altmann referiert über die Suche mit dem Metalldetektor. 

Ziel ist es Heimatgeschichte auf interessante Weise greifbar zu machen. Das Thema „Sondengehen“ ist aktueller denn je – immer mehr Sucher beginnen dieses Hobby. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Ausstellung darauf aus, aufzuzeigen wie wichtig die gute Vernetzung zwischen Sondengängern, Archäologen und Denkmalbehörden ist. 

Beginn: Samstag, 25.10.2014 um 14:00 Uhr. Ort: Spitzweg 1, Offensen (DGH) 
Bei Rückfragen: found-places@live.de. Eintritt: frei. 





Vorschau: Video (Klick)


Qualifizierungskurs für Sondengänger am 20./21. September 2014

Magnus Schäfer hat kürzlich am Qualifizierungskurs für Sondengänger/innen beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) in Hannover teilgenommen. Der Kurs richtet sich an Sondengänger und Interessierte und fand bereits einige Male statt. Zu den Hintergründen: Sondengehen (Found Places). Im nachfolgenden Bericht schildert Magnus wie der Kurs ablief und welche Eindrücke er dabei gesammelt hat. 
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Von Magnus Schäfer, Lachendorf LK Celle, SG Allertal


Im Vorfeld...


Die Anmeldung zum Kurs lief unkompliziert per eMail über den zuständigen Landesarchäologen beim Regionalstützpunkt in Lüneburg. Die Wartezeit für eine Platzreservierung war einigermassen kurz, nur fand der Kurs selbst aus organisatorischen Gründen erst ca. ein halbes Jahr später statt. Kosten: keine, nur eigene Anreise und Verpflegung.

Bild: Musterbeispiele - Funde. Quelle: M. Schäfer
Geleitet wurde die Veranstaltung von Dr. Henning Haßmann (Leiter Referat Archäologie, NLD). Im Vortragssaal des NLD kamen an zwei Tagen 25 Teilnehmer aus allen Teilen Niedersachsens zusammen.

Die Vorträge mit Workshop-Charakter wurden von ausgewählten Dozenten und Fachleuten durchgeführt, welche ausserdem gerne und jederzeit für Rückfragen zur Verfügung standen.


Agenda...

1. Gefahren durch Kampfmittel im Erdreich (M. Rausch, KBD Niedersachsen): Mit entschärften Kampfmitteln wie div. Zündern, Granaten, Bomben, Flak-Munition aus den letzten Weltkriegen wurde eindrucksvoll demonstriert, wie man sich im Falle eines solchen Fundes verhalten sollte (und auch, wie NICHT), um sich und andere nicht zu gefährden: „Schritt zurücktreten, anrufen“. Wie bereits in den vorangegangenen Kursen wurde darauf hingewiesen, dass verdächtige Funde in jedem Fall zu melden sind

2. Fundeinmessung/Dokumentation (Dr. U. Böhner, NLD): Am Denkmalpflege-Informationssystem „ADABweb“ der Länder Baden-Württemberg und Niedersachsen wurde gezeigt, wie die Funde von der Meldung ins System kommen und wofür diese Informationen dienen. Zum Beispiel nutzt man das System zur Planung und Freigabe von grossen Bauprojekten (z.B. Neubaugebiete) oder als Grundlage für diverse archäologische Projekte. Es ist dafür logischerweise notwendig, dass Funde noch am Fundort korrekt eingemessen werden (Lage, Koordinaten, Fotos). Ebenso bekamen wir von Herrn Böhner ein paar gute Tips für den Umgang mit Google Earth.

3. Prähistorische Metallfunde (M. Pahlow, NLD): Ein kleiner Ausflug in die Bronze- und Eisenzeit der Ur- und Frühgeschichte. Fundbestimmung anhand von Typentafeln. Sehr interessant!

4. Methoden und Suchstrategien (H. Nagel, NLD): Praxistips beim Sondengehen vom Profi.

5. Chancen und Gefahren von Metalldetektoren in der archäologischen Forschung (Dr. M. Geschwinde, NLD): Sehr beeindruckende Präsentation und Darstellung am Beispiel Harzhorn. Wer es bis hier noch nicht verstanden hatte, was ein Fundzusammenhang und wie wichtig eine Fundmeldung ist, dem wurden spätestens jetzt die Augen geöffnet. So soll es jedenfalls nicht sein: Illegale Archäologie (Klick)

6. Rechtliche Aspekte bei der Suche mit Metallsonden (A. Hüneke, NLD): Sehr wichtiges Thema; was ist erlaubt beim Sondengehen und wo sind die Grenzen (in Niedersachsen). Es gibt eindeutige Gesetze, an die sich jeder zu halten hat und wer dagegen verstösst (bewusst oder unbewusst), muss mit hohen Strafen rechnen.

Fazit...

Ich habe einen Blick auf die „helle Seite der Macht“ werfen dürfen und sehe nun viele Dinge anders als noch letzte Woche. Im Vordergrund steht klar der gegenseitige Aufbau von Vertrauen zwischen Archäologen, Denkmalbehörden und Sondengängern. Es wurde gut vermittelt, dass die Archäologen in Niedersachsen bereits mit genehmigten Sondengängern zusammenarbeiten und dies auch in Zukunft weiter ausbauen möchten. Wenn wir Sondengänger uns an die Vereinbarungen und gesetzlichen Vorschriften halten, ist das auch einfacher als manche denken / denken wollen. 

Metalldetektoren "im Feld", Quelle: Hendrik Altmann. 
Es sollen wohl weitere Kurse im NLD in Hannover stattfinden. Da die Teilnehmerzahl beschränkt ist, müssen einige leider längere Wartezeiten in Kauf nehmen, aber das ist es definitiv wert! 

Übrigens, die Archäologen wollen uns die Funde nicht "wegnehmen", im Gegenteil. Durch die saubere Fundmeldung sorgen wir dafür, dass sie in das Dokumentationssystem einfliessen können und somit ein Gesamtbild der Funde ergibt. Dafür werden die Funde sogar kostenlos restauriert, datiert und konserviert. Wenn es nicht gerade ein Ulfberth Schwert ist, dann bekommen wir sie zurück oder können es auch als Leihgabe ausstellen lassen.

Genauso gibt es viele falsche klischeehafte Meinungen über Archäologen, wie man in den einschlägigen Foren und bei Facebook immer wieder lesen kann. Dasselbe gilt aber auch andersherum; für einige Archäologen, Juristen, Polizisten, Jäger, Landwirte, die Presse oder sogar normale Bürger sind „alle“ Sondengänger ein ungeliebtes Volk (das böse Wort mit Raub…).

Warum ist dies so? Meiner Meinung nach beruhen viele dieser Meinungen ganz einfach auf fehlenden oder falschen Informationen über die eine oder andere Gruppe. Keine der oberen kann man über einen Kamm scheren und schwarze Schafe gibt es überall. Illegale Aktivitäten jedweder Art sind logischerweise nicht zu tolerieren. Man sollte jedoch den Unterschied und die Position verstehen können: das Verhalten von illegalen Sondengängern ist eine Straftat, während die Ordnungshüter (ich meine damit nicht selbsternannte Moralapostel) und die Archäologie einen Auftrag hat, nämlich das Kulturgut zu schützen und nicht, es zu zerstören.

Hier bewusst mal ein Link in ein anderes Bundesland, denn der Auftrag ist derselbe: Denkmalpflege in Baden-Württemberg (Klick)

Es gibt zahllose Vergleiche, die man hier nennen könnte, aber die meisten Illegalen leider nicht beeindrucken oder ‚bekehren‘ werden.

Bild: Sondengänger und Archäologen im Gespräch.
Quelle: M. Schäfer. 
Die Gesetze und die Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Sondengängern sieht in anderen Bundesländern oftmals komplett anders aus. Anscheinend gibt es aber auch innerhalb Niedersachsens bei den Landkreisen/unteren Denkmalschutzbehörden einige Archäologen/Fachleute mit negativer Einstellung zu Genehmigungen für Sondengänger und daher Anträge von (zur Zusammenarbeit gewillten) Sondengängern verzögern oder erst gar nicht weitergeben.

Ich würde mir wünschen, dass sich dieses Verhalten von beiden Seiten stetig in die positive Richtung bewegt und dazu sind Herr Dr. Haßmann und sein Team auf dem richtigen Weg.

In diesem Sinne, nochmals vielen Dank an das NLD.

Viele Grüße,

Magnus Schäfer


Weitere Informationen / Hintergründe...



Feldbegehung im Finkenherd und Prospektion an der Gertrudenkirche


Lachtehausen / Altencelle. Am 8. März trafen sich die in Altencelle forschende Archäologin Dr. Cornelia Lohwasser, der Kulturlandschaftsforscher Florian Friedrich, der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Historisches Altencelle e.V., Dieter Reinebeck, sowie Mitglieder der Sondengängergemeinschaft-Allertal zu einer Feldbegehung im Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen.

Bild: Vorbesprechung am Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen. 
Quelle: Hendrik Altmann. 

 
Hintergrund ist die Planung des dritten/mittleren Abschnitts der Celler Ortsumgehung. Durch die Straßenbauarbeiten wird das Celler Kulturdenkmal „Finkenherd“ mindestens tangiert werden, so Friedrich. Dabei finden sich im Gelände noch Spuren des einstigen Fangbereiches, welcher wohl bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts genutzt wurde. Ein gut sichtbarer Erdwall umgibt das Areal, in dem früher der fürstliche Vogelfänger – der so genannte Federschütz – unterschiedliche Vogelarten bejagte. Auch in Beedenbostel, Osterloh, Wolthausen und Winsen wurden solche Vogelfanganlagen nach 1670 unterhalten. Die erlegten Vögel wurden an die Hofküche des Celler Schlosses geliefert. 

Auf der Karte des Deutschen Reiches aus dem Jahr 1904 ist der Finkenherd noch verzeichnet. Heute liegt er rechts der Straße zwischen Lachtehausen und Altencelle. Diese Straße existierte allerdings früher noch nicht. Statt ihrer gab es nur einen Feldweg. Nach Auskunft von Herrn Reinebeck wurde die Straße erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als auch die Altenceller Allerbrücke wieder aufgebaut wurde, befestigt und ausgebaut. 

Bild: Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen. 
Quelle: Karte des Deutschen Reiches 1904, Blatt 262 Celle. 


Im Jahr 1732 war der heutige Finkenherd als "Vogelherd" verzeichnet: 

Bild: "Vogelherd" zwischen Altencelle und Lachtehausen. 
Quelle: Environs von der Statt Zell 1732, BnF.  

Im Heimatbuch "der Speicher" findet sich eine Beschreibung des Beedenbostler Vogelherdes. Darin werden unter anderem auch Fangmethoden und die Organisation dieser Institution beschrieben. In diesem Zusammenhang findet auch der Vogelherd bei Lachtehausen Erwähnung. 

Es sei sehr bedauerlich, dass bisher kaum Nachforschungen zu diesem bedeutenden Celler Kulturdenkmal unternommen wurden, meint Friedrich. Die Suche gestaltet sich jedoch nicht einfach, zumal im Gelände außer dem Wall kaum Spuren der Vogeljagd zu finden sind. Gemeinsam mit Dr. Lohwasser, den Heimatforschern und Sondengängern war es nun möglich untersuchungsrelevante Stellen innerhalb des Finkenherdes ausfindig zu machen. 

Technische Geräte kamen dabei noch nicht zum Einsatz. Der nächste Schritt könnte eine Untersuchung mit Metalldetektoren und/oder eine Prospektion mit einem Magnetresonanzgerät sein, um mögliche verborgene Bodenstrukturen zu untersuchen. 

Bild: Feldbegehung im Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen. 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Ein alter Forst-Grenzstein im Finkenherd. Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Feldbegehung im Finkenherd. Quelle: Hendrik Altmann. 


Im Anschluss fand eine Prospektion an der Gertrudenkirche in Altencelle statt. Gemeinsam mit Dr. Lohwasser untersuchten Mitglieder der Sondengänger-Gemeinschaft Allertal eine Fläche zwischen der Kirche und einem Altarm der Aller. 

Bild: Sondengänger-Gemeinschaft Allertal mit Dr. Lohwasser an der Getrudenkirche. 
Quelle: Hendrik Altmann. 

Neben Müll, Metallschrott und „modernen“ Funden, wie verschossenen Patronenhülsen, kamen auch Knöpfe, eine Musketenkugel, ein Teil einer silbernen Gabel und etliche Scherben unterschiedlichster Datierung zu Tage. 

Viele der Metallfunde müssen erst gereinigt und bestimmt werden, bevor man genau sagen kann in welchem Zusammenhang sie stehen. Dr. Lohwasser plant weitere Untersuchungen, über die sie bereits im Rahmen ihres kürzlich erfolgten Vortrages informierte.

Eine gute Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Denkmalschutzbehörden, Heimatforschern und (genehmigten) Sondengängern ist gerade bei großen Bauvorhaben unverzichtbar. Besonders, wenn Bodeneingriffe das Landschaftsbild nachhaltig und unwiederbringlich verändern, ist es wichtig, dass entsprechende Spuren der Geschichte vorab gesichtet und gesichert werden. 

Bild: Sondengänger-Gemeinschaft Allertal mit Dr. Lohwasser an der Getrudenkirche. 
Quelle: Hendrik Altmann. 





Barbaren, Raubgräber und das, worüber die Medien nicht berichten

Wie ein Komet schlug die Nachricht vom Schatzfund in der Südpfalz ein. Der Finder, ein Sondengänger, hatte in einem Waldgebiet bei Rülzheim einen einzigartigen Fund gemacht. Unter den gefundenen Objekten waren u.a. silberne Trinkschalen, goldene Schmuckstücke und Figuren. Zumal die Objekte in die Zeit der Völkerwanderung datieren, war schnell der Name „Barbarenschatz“ geboren. 


Insgesamt geht sein Wert vermutlich in die Hunderttausende. Jedoch beging der Finder einen folgenschweren Fehler. Da er den Schatz eigenmächtig dem Boden entriss, können Experten nun kaum Schlussfolgerungen zu den Fundumständen und den Hintergründen der gefunden Objekte machen. Hinzu kommt, dass der Sondengänger über keine Suchgenehmigung verfügte und die Stücke wohl erst nach einer Hausdurchsuchung an die Landesarchäologen übergab.

In den vergangenen Tagen konnte kaum ein Presseportal von der Geschichte des „Barbarenschatzes“ die Finger lassen – auch weil fachkundige Archäologen seine herausragende Bedeutung immer wieder betonten. Gebetsmühlenartig wird in den Medienberichten immer wieder betont, dass es sich beim Finder um einen „Raubgräber“ handelt. Der Begriff ist so selbsterklärend, dass er keiner Definition bedarf und dennoch könnte man den vorliegenden Fall als eine solche ansehen. Wer ungenehmigt (illegal) nach Bodendenkmälern sucht, Gegenstände birgt, mitnimmt und den Behörden vorenthält – das ist ein Raubgräber. Verständlich, dass für Archäologen der Raubgräber vergleichbar mit einem modernen Räuber Hotzenplotz daherkommt, nur, dass er statt zwei rauchenden Pistolen nun einen hochsensiblen Metalldetektor bei sich trägt.

In den gängigen Foren des Internets ist man bereits jetzt alarmiert. Nachdem die breite Medienlandschaft das Thema aufgegriffen hat, fürchten viele demnächst strengere Regeln und Kontrollen. Nicht unbegründet, denn in einem Interview des Deutschlandfunks wurden bereits Spaziergänger implizit dazu angehalten Sondengänger auf deren Suchgenehmigung anzusprechen.

Aber ist jeder Sondengänger ein Hotzenplotz? Der Finder des Barbarenschatzes meldete sich in einem Onlineforum bereits persönlich zu Wort. In der Sondengänger-Szene ist er nicht unbekannt, da er in der Vergangenheit mehrfach Videos ins Netz stellte, die seine Schatzsuchen auf Feldern, Wiesen und in Wäldern dokumentieren. Aus seinen Äußerungen geht unter anderem aber auch hervor, er werde niemals mit Archäologen und / oder Denkmalbehörden zusammenarbeiten. Letztlich schwanken in der Szene  daher die Meinungen zwischen Bewunderung, des tollen Fundes wegen und offener Kritik am Verhalten des Suchers. Viele sind der Ansicht der Finder habe mit seinem Verhalten nicht nur dazu beigetragen kulturelles Erbe zu zerstören, sondern er habe die Archäologen und Denkmalbehörden auch bewusst provoziert und somit den Ruf vieler Sondengänger nachhaltig geschädigt.

Bild: Metalldetektor im Einsatz. 
Quelle: H. Altmann
Dabei können es sich Archäologen und Denkmalbehörden heutzutage eigentlich gar nicht mehr erlauben auf die Unterstützung ehrenamtlicher Sondengänger zu verzichten. Deutschlandweit gibt es zahllose Sucher, die die Regionalarchäologie unterstützen und ihre Funde melden. Sie leisten freiwillig einen wichtigen Beitrag, zumal es den Denkmalbehörden an Mitteln und Kapazitäten fehlt. 

Voraussetzung für die Zusammenarbeit ist jedoch eine Suchgenehmigung, welche nach den meisten Landesdenkmalschutzgesetzen beantragt werden kann. In Bundesländern wie Niedersachsen und Schleswig Holstein ist es möglich Kurse beim Landesamt für Denkmalpflege zu besuchen und dann die nötige Genehmigung zu beantragen.

Problematisch sind die, bundesweit nicht einheitlichen Denkmalschutzgesetze und ihre Umsetzung auf der unteren Verwaltungsebene. So gibt es Bundesländer, wie Bayern, die gar keine Genehmigungen vorsehen und andere Bundesländer in denen es zwar vom Gesetz her die Möglichkeit gäbe einen Antrag zu stellen, dieser jedoch faktisch keine Chance auf Erfolg hat. Diese Unstimmigkeiten führen dazu, dass viele Sondengänger gänzlich auf die Beantragung einer Genehmigung verzichten und automatisch unter die Definition eines Raubgräbers fallen, wenn sie ihrer Beschäftigung nachgehen.

Die Situation ist daher differenziert zu betrachten und viele Medien machen es sich sehr einfach, wenn sie von Raubgräbern sprechen und diese in einem Absatz mit Grabräubern in Ägypten, Libyen und Syrien nennen. Ganz sicher zeigt der Fall des „Barbarenschatzes“, dass sich ein unbelehrbarer Sucher rücksichtslos verhalten hat. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass Sondengänger allgemein verteufelt werden. Für eine Verbesserung der Lage wäre es notwendig die gesetzlichen Vorschriften bundesweit anzupassen und darin ein festes Genehmigungsverfahren zu integrieren. Das schafft Rechtssicherheit bei denjenigen, die aus geschichtlichem Interesse heraus aktiv die Arbeit von Archäologen und Denkmalbehörden unterstützen wollen. Die Motivation derjenigen zu bestrafen, die freiwillig einen positiven Beitrag für Wissenschaft und Forschung leisten, scheint sachlich jedenfalls falsch und verfassungsmäßig fragwürdig.

Raubgräber hat es zu jeder Zeit gegeben. Die Unbelehrbaren, welche sich aus persönlichen Gründen gegen eine Zusammenarbeit mit Archäologen und Denkmalbehörden sperren, wird es auch weiterhin geben. Genauso wie sich Bankräuber nicht an Gesetze halten, gibt es auch in der Szene der Sondengänger immer wieder die berühmten schwarzen Schafe. Jedoch ist ein Metalldetektor, wie auch eine Schaufel, lediglich ein technisches Hilfsmittel. Dieses gehört nicht in die Hände eines Hotzenplotz, sondern in die eines verantwortungsbewussten, genehmigten Sondengängers, der mit Archäologen und Denkmalbehörden zusammenarbeitet und die von ihm gemachten Funde meldet.


Hendrik Altmann